Wie funktioniert eigentlich Leistungssport in Zeiten von Corona? Unser Geschäftsführer Martin Romig stand im Interview mit REGIOBUSINESS Rede und Antwort.
REGIOBUSINESS: Das Basketballjahr 2020 neigt sich auch für die HAKRO Merlins dem Ende entgegen. Wenn sie ein kurzes Fazit ziehen müssten, wie fiele dies aus?
MARTIN ROMIG
Sportlich auf die Basketball-Bundesliga-Saison bezogen: sensationell. Der Rückhalt aus dem Sponsorenumfeld, der Fans und Dauerkarteninhabern war und ist unglaublich. Das ist gleichzeitig sehr ermutigend und motivierend. Für die meisten Partner und Fans sind wir mehr als reines Entertainment geworden. Wir sind für viele Menschen eine Herzensangelegenheit für die Region, das macht unglaublich stolz! Für den Großteil unserer Jugendspieler, ist die aktuelle Situation mit dem Lockdown unter physiologischen und mentalen Gesichtspunkten ziemlich schwierig. Da spreche ich sicherlich nicht nur für die Kinder die bei uns Basketball spielen. Kinder brauchen Bewegung!
REGIOBUSINESS: Das Team ist mit vier Siegen gut in die aktuelle Saison gestartet. Hatten Sie das so erwartet?
MARTIN ROMIG
Nach der ganzen Unruhe und der holprigen Vorbereitung war der Start in die Bundesliga-Saison für uns doch überaus erfreulich, aber in der aktuellen Pandemie-Situation nicht mehr als eine Momentaufnahme, in der man sich nicht zurücklehnen darf.
REGIOBUSINESS: In den zurückliegenden Jahren galt: Wir spielen um nichts anderes als den Klassenerhalt. Hat sich an dieser Perspektive etwas geändert?
MARTIN ROMIG
Dieser Halbsatz wird uns, wenn es besser läuft, immer um die Ohren gehauen. Der zweite Halbsatz in dem es heißt, wir wollen uns immer stetig verbessern, wird häufig vergessen. Das große Ganze und die damit verbundene Mentalität die wir in diesem Verein leben, hat den Standort Hohenlohe bis in die erste Liga getragen. Sollen wir unsere Herangehensweise jetzt ändern?
REGIOBUSINESS: Die Corona-Pandemie hat ja nun alle Vereine getroffen. Konnten Sie die Folgen des Lockdowns wirtschaftlich halbwegs verkraften oder geht das an die Substanz?
MARTIN ROMIG
Es gibt keine Garantie, wie die Saison ausgeht und was alles auf uns noch zukommt. Wir haben versucht, uns bestmöglich auf die verschiedenen Szenarien einzustellen. Es gab logischerweise Einschläge bei einzelnen Sponsoren, die letztlich auch wir zu spüren bekommen haben. Der große Teil der Partner hat sich der Pandemie-Situation gut anpassen können und sehen ein Engagement bei den Merlins als ein nachhaltiges und erhaltenswertes Engagement, um die Attraktivität des Wirtschafts- und Lebensstandortes Hohenlohe mit einem attraktiven Bundesligisten sportlich über die Region strahlen zu lassen.
REGIOBUSINESS: Fakultativ: Die Auftritte des Teams waren ja nur an den Bildschirmen zu verfolgen. Wie war denn das Interesse an den Spielen?
MARTIN ROMIG
Wir sind auf die aktuellen Zahlen auch sehr gespannt. Letztes Jahr waren in der regulären Saison durchschnittlich pro Spiel 20 TSD Zuschauer und beim Turnier in München sogar rund 60 TSD Zuschauer live bei MagentaSport dabei. Vergangenen Freitag waren bei der Sport1 Übertragung im Free-TV sogar über 100 TSD Zuschauer live von den Bildschirmen. Wir erwarten eine Steigerung der Zuschauerzahlen. Die eingehenden digitalen Nachrichten, die mich nach den Spielen erreichen, deuten im Vergleich zur vorherigen Saison darauf hin.
REGIOBUSINESS Die Merlins leben bekanntlich auch von engen Kontakt zu ihrer Fan-Basis. Lässt sich die enge Bildung so aufrechterhalten?
MARTIN ROMIG
Das ist momentan für uns die größte Herausforderung. Die Kommunikation über soziale Medien kann nur einen Bruchteil der fehlenden „echten“ Begegnungen kompensieren. Alle Kontakte leiden darunter, der intensive Austausch mit den vielen Fans und Partnern fehlt mir persönlich sehr.
