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“Das ist einfach der Wahnsinn” – Martin Romig und Ingo Enskat im Abschluss-Interview über eine einzigartige Saison 2021/22

Crailsheim, 20.05.2022.  

Martin, wenn man auf die letzten Jahre zurückblickt: Wie steil ging die Entwicklungskurve der HAKRO Merlins Crailsheim nach oben und was war ausschlaggebend dafür? 

Martin Romig: Ich würde es nicht als steil betrachten, sondern eher als konsequente Weiterentwicklung. Wir haben die notwendigen kleinen Schritte gemacht und sind dabei sportlich und finanziell gesehen nicht gestolpert. Wir haben es geschafft, im Verein das „know-how“ weiterhin hochzuhalten, auch wenn es Veränderungen auf Spieler und Trainer-Seite gab. Und wichtig ist auch, dass wir es geschafft haben, uns hier in der Region wirtschaftlich auf einem neuen Niveau zu stabilisieren. 

Ingo, was war für dich das sportliche und emotionale Highlight der Saison 2021/22? 

Ingo Enskat: Das was uns allen wohl als erstes einfällt ist das Pokal TOP FOUR in Berlin. Das war so eine große Veranstaltung, auch weil du dich mit dem Sieg im Halbfinale bis ins Finale gekämpft hast. Ganz besonders waren auch unsere Fans. Wenn man im Bus sitzt und durch das Spalier von Fans fährt, dann ist das einfach der Wahnsinn. Du weißt, sie sind alle extra von Crailsheim nach Berlin gefahren, um dir die Daumen zu drücken. Dass es am Ende knapp nicht gereicht hat, ist natürlich sehr schade. Aber es ist auch Antrieb, weil du sowas nochmal erleben willst.  
Das zweite Highlight für mich war der europäische Wettbewerb. Wenn du aus dem Flugzeug aussteigst, bist du in einer vollkommen anderen Basketball-Kultur. Gerade das Gefühl in Athen war besonders. Du fährst da zu einem Verein, von dem du schon als Kind gehört hast. 
Und als letzten Höhepunkt muss ich das Team nennen. Die Mannschaft, gemeinsam mit dem Trainerteam, sind im Laufe der Saison zu einer richtigen Einheit geworden. Das war, von der Teamchemie, ein ganz besonderes Jahr. Man hat auf dem Feld, in den Hotels oder auch privat einfach gemerkt, dass das ein toller Haufen ist.  

Nach zwei Saisons ohne Zuschauer konnte die Arena Hohenlohe in dieser Spielzeit wieder voll ausgelastet werden. Wie war dein Gefühl, als du endlich wieder die pickepacke vollen Ränge gesehen hast? 

Martin Romig: Zunächst mal war es sehr ungläubig, weil es immer wieder Änderungen bei den Zuschauer-Beschränkungen gab. Mein Highlight der Saison war jedes Heimspiel in dieser Spielzeit. Selbst bei einer Kulisse mit 500 Zuschauern hatten wir gefühlt eine volle Halle mit lauter Fans, die gebrannt haben und noch mehr Leidenschaft hineingebracht haben. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir eines der heimstärksten Teams der Liga waren. Das ist herausragend. 

Wie bewertest du die Saison aus wirtschaftlicher Sicht?  

Martin Romig: Immer noch sehr vorsichtig. Am Anfang war es sehr kritisch, aber mit dem Endspurt haben wir unseren internen Plan erfüllt, würde ich sagen. Aber das war alles andere als einfach. Wegen diesen immer wiederkehrenden Einschränkungen hatten wir andere Planzahlen, konnten diese jedoch immer wieder ausbalancieren. Der große Rückhalt im Zuschauerbereich hat uns natürlich stark gemacht. Auch bei den Sponsoren konnten wir nochmal einen kleinen nächsten Schritt gehen. Das ist wichtig für die Weiterentwicklung.   

Vor der Saison gab es viele Stimmen, die gemeint haben, dass die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb mit unserem vergleichsweisen kleinen Kader keine gute Idee ist. Wie hast du damals darauf geantwortet und was würdest du jetzt sagen? 

Ingo Enskat: Ich glaube das hängt mit der Stabilität in der Weiterentwicklung zusammen. Das gleiche hat man über uns auch nach dem Aufstieg in die ProA und nach dem Aufstieg in die BBL gesagt. Es wird immer schwierig, wenn du ein neues Level erreichst. Du musst dich neu beweisen, neu durchsetzen. Aber wir mögen diese Herausforderung. Die HAKRO Merlins sind auch ein Verein, der immer an solchen Situationen gewachsen ist. Diese kontinuierliche Weiterentwicklung ist etwas ganz Tolles. Natürlich gehören dazu auch mal Rückschläge, aber wir haben immer weiter gemacht und sind jetzt an der nächsten Schwelle gewesen. Deswegen: Ja, du machst dir immer Gedanken, ob das mit dem Kader funktioniert. Aber das wird nächste Saison auch wieder so sein, deshalb sehe ich das nicht kritisch, sondern es ist das normale Geschäft und das ist ja letztlich auch das, was Spaß macht.  

Spielen die HAKRO Merlins Crailsheim auch 2022/23 wieder europäisch? 

Martin Romig: Es sieht sehr gut aus, dass wir wieder am internationalen Wettbewerb teilnehmen. Die Frage wird sein, ob wir direkt qualifiziert sind oder eine Qualifikations-Runde spielen müssen. Das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.  

Die Kaderplanung läuft jetzt auf Hochtouren. Können wir Leistungsträger halten? 

Ingo Enskat: Mit Fabi, Boggy und Moe haben wir ja schon drei Leistungsträger gehalten. Natürlich sind häufig die Importspieler im Fokus, aber für uns, gerade in der Entwicklung der letzten Jahre, war die Stabilität auf den deutschen Positionen ein wichtiger Faktor. Das sind auch unsere Leistungsträger. Bei den Amerikanern, die einen weltweiten Markt haben und möglicherweise auch auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind, kann ich noch keine Tendenz geben. Aber wir tun natürlich alles dafür, dass wir vielleicht noch irgendetwas möglich machen können.  

Was sind eure übergeordneten Ziele für die kommende Spielzeit? 

Martin Romig: Wir wollen natürlich wieder die Herausforderung annehmen und auch die nächste Saison als Challenge und nicht als Selbstverständlichkeit sehen. Das ist auch unsere kleine Erfolgsformel. Wir wollen weiter unseren Weg gehen, gesund und stabil bleiben und die notwendigen kleinen Schritte machen.  

Ingo Enskat: Für mich ist wichtig, dass wir uns die Mentalität des kleinen gallischen Dorfes bewahren. Wir dürfen nicht anfangen Dinge für selbstverständlich zu nehmen, die für uns gar nicht selbstverständlich sind. Letzte Saison war für uns ein sensationelles Jahr, das darf man nie vergessen. Und auch die nächste Spielzeit wird eine werden, die in unserer Geschichte eine große Rolle spielen wird. Wir müssen weiter auf dem Boden bleiben und alles wertschätzen. Das kann auch mal ein Kampf bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt sein, das kann ein Kampf um die Playoffs sein. Das können wir jetzt noch nicht wissen. Aber die Offenheit und den Spaß daran, etwas erreichen zu wollen, müssen wir uns beibehalten.   

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