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Nervenstark und ruhig

Die Vorzeichen hätten für Crailsheim vor der Partie in Weißenfels kaum schlechter stehen können: Power Forward Jonathan Moore und Guard Chad Timberlake mussten verletzt passen. Und weil nur sechs Ausländer im Kader stehen dürfen, entschied sich Trainer Ingo Enskat zudem, notgedrungen auf Guard Josten Crow zu verzichten und stattdessen Stand-by-Spieler und Co-Trainer Stevie Johnson als großen Mann aufs Feld zu schicken. Und was Crow von der Bank aus zu sehen bekam, war eine immense Willensleistung seiner Teamkameraden, die letztlich mit dem 87:84-Sieg belohnt wurde – der zweite Auswärtssieg in Folge.

„Als der MBC in der zweiten Halbzeit über weite Strecken das Spiel bestimmt hat, hätten nicht mehr viele darauf gewettet, dass wir das noch einmal drehen können“, erklärte Merlins-Trainer Ingo Enskat. Mit 62:71 lagen die Crailsheimer Mitte des Schlussviertels bereits in Rückstand. Doch statt in Hektik zu verfallen und wie in vielen Partien unüberlegte und hastige Entscheidungen zu treffen, zeigten die Zauberer, dass sie dazugelernt haben. „Crailsheim war unglaublich ruhig und abgeklärt in den entscheidenden Phasen, hat ruhig Freiwürfe getroffen und den Ball den richtigen Spielern gegeben“, sagte MBC-Trainer Silvano Poropat . „Gratulation zum verdienten Sieg. Wenn wir gewonnen hätten, wäre es genauso verdient gewesen.“

Fotogalerie: Die Bilder des Spiels

Sein Team habe wie schon im Vorrundenspiel, das Crailsheim durch einen Dreier von Sean Mosley für sich entschieden hatte, erneut nicht mit der Bürde des Favoriten umgehen können, erklärte der Coach der Wölfe. „Wir haben uns im Laufe des Spiels in die Favoritenrolle geschoben, waren aber nicht in der Lage, mit dem Vorsprung umzugehen, den wir uns immer wieder erarbeitet haben.“ Auch aus der Überlegenheit bei den Rebounds (43:32; 22 davon in der Offensive) konnten die Hausherren kein Kapital schlagen.

Dazu vergab MBC-Topscorer Frantz Massenat (19 Punkte) beim Stand von 84:86 von der Freiwurflinie den möglichen Ausgleich. Er traf den ersten Wurf nicht, warf den zweiten absichtlich vorbei, doch den Ball schnappte sich der Crailsheimer Center-Hüne Chris Otule. Dieser machte ein starkes Spiel, auch wenn er von der Freiwurflinie erneut nur zwei von acht einnetzte.

Video: Die Zusammenfassung des Spiels auf Bild.de

Vor allem in der Defensive überzeugte Chris Otule, dessen Freundin Claire im Publikum weilte, aber mit einigen immens wichtigen Aktionen. Offensiv ragten erneut Garrett Sim, der 22 Zähler und sechs Assists verbuchte und fast die komplette Spielzeit auf dem Parkett war, sowie Sean Mosley (19 Punkte) heraus. Letzterer war von der Freiwurflinie äußerst nervenstark (elf von elf). Und dazu entdeckte Co-Trainer Stevie Johnson sein Händchen von der Dreierlinie (zwei von zwei), was seinen Chef sogar während des Spiels schon schmunzeln ließ.

Ingo Enskat war verständlicherweise mächtig stolz auf seine Truppe. Dass sie angesichts der Rückschläge „so viel Courage“ gezeigt und noch an den Sieg geglaubt habe, das zeichne die Mannschaft aus. Trotzdem sei man nach dem vierten Saisonsieg „nach wie vor in der genauso schwierigen Situation wie davor“ im Kampf um den Klassenerhalt. Die Spieler gingen aber in jedem Spiel bis ans Limit. „Und das finde ich klasse“, sagte der Crailsheimer Trainer.

Joachim Mayershofer / Hohenloher Tagblatt

 

Die Trainerstimmen:

Ingo Enskat: 

„Ich bin sehr froh, wie meine Mannschaft agiert hat. Als der MBC in der zweiten Halbzeit über weite Strecken das Spiel bestimmt hat, hätten nicht mehr viele darauf gewettet, dass wir das Spiel noch einmal drehen können. Aber dass wir da so viel Courage gezeigt haben, noch an den Sieg zu glauben und weiter unsere Chancen zu nutzen, die sich dann auch tatsächlich ergeben haben, das zeichnet die Mannschaft wirklich aus. Und deswegen bin ich sehr stolz, auch wenn wir nach wie vor in der genauso schwierigen Situation sind wie davor. Die Mannschaft tut wirklich alles dafür, in jedem Spiel bis ans Limit zu gehen. Und das finde ich klasse.“

Silvano Poropat (Headcoach Mitteldeutscher BC):

„Gratulation an Crailsheim zum verdienten Sieg. Wenn wir gewonnen hätten, wäre es genauso verdient gewesen. Das zeigt sehr viel, vor allem zeigt es, dass die Mannschaften realistisch gesehen auf Augenhöhe sind, auch wenn Crailsheim der Aufsteiger ist und wir bereits drei Jahre in der BBL spielen. Crailsheim spielt mit weniger Druck, weil jeder denkt, dass der Aufsteiger spielt. Wir haben uns im Laufe des Spiels in die Favoritenrolle geschoben, waren aber nicht in der Lage, mit dem Vorsprung umzugehen, den wir uns immer wieder erarbeitet haben. Crailsheim war unglaublich ruhig und abgeklärt in den entscheidenden Phasen, hat ruhig Freiwürfe getroffen und den Ball den richtigen Spielern gegeben. Ab sofort sind wir wieder kein Favorit mehr.“

 

Mitteldeutscher BC vs. Crailsheim Merlins 84:87 (37:37)

Zuschauer: 2.600

Beste Werfer MBC: Massenat (19 Pkt./ 2-3er), Wyrick (15/1), Richard (14/1), Schwarz (10/2), Vilhjalmsson (10/1), Standhardinger (6/0), Pantelic (4/0), Clay (4/0), Kuhn (2/0), Liyanage (0/0), Webb (0/0), Zinn (0/0)

Beste Werfer Crailsheim: Sim (22 Pkt./ 3-3er), Mosley (19/0), Otule (14/0), Agafonov (9/1), Johnson (8/2), Lemon (8/0), Saibou (7/1), Kronhardt (0/0), Dioubate (0/0), Sebald (0/0)

Die Viertel im Überblick: 21:17, 16:20, 22:18, 25:32

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