An den Oktober des Jahres 1986 kann sich Martin Romig noch sehr gut erinnern. Denn an ein und demselben Tag galt es damals, gleich zwei Premieren zu feiern. „In Heilbronn-Sontheim haben wir in der Kreisliga B unser erstes Spiel gewonnen und sind dann noch geschlossen nach Ludwigsburg gefahren, um ein bisschen Bundesligaluft zu schnuppern.“ 

Um Erstligapunkte hatten die Ludwigsburger seinerzeit das Team aus Göttingen zu Gast. „3000 Zuschauer in der Rundsporthalle. Das hat uns junge Kerle natürlich befeuert und motiviert“, erzählt der Merlins-Manager.

Rasch vertieften sich die Verbindungen zu Günther Bullinger, dem damaligen Geschäftsführer der Basketballer aus Ludwigsburg. Sein Bezug zu Crailsheim: Die Großeltern lebten in der Horaffenstadt. Bullinger war zudem noch Vizepräsident des deutschen Basketball-Bundes und hat den Jung-Merlins kräftig unter die Arme gegriffen. „Nur ein Jahr später ist Ludwigsburg, damals noch mit Marco Baldi (Manager Alba Berlin) als Spieler, in Crailsheim gegen eine deutsche US-Auswahl angetreten.“

Die Kabel zwischen Ludwigsburg und Crailsheim liefen heiß

Rund 400 Besucher wollten die Partie in der abgeteilten Großsporthalle sehen. Als Wegzehrung gab es im Anschluss ein Abendessen für die Akteure. Zwei Jahren gingen ins Land, bis der Verband einen Austragungsort für ein Freundschafts-Länderspiel zwischen England und Deutschland suchte. Die Merlins hoben ihre Hand und am 21. April 1989 stömten 900 Zuschauer erneut in die Großsporthalle, um den 17-jährigen Henrik Rödl, aktuell Coach in Trier, als Nationalspieler live in Augenschein zu nehmen. Svetislav Pesic, momentan bei Meister Bayern München auf der Bank in Amt und Würden, erlebte seine Feuertaufe als Bundestrainer.

Auch hier liefen die Kabel heiß zwischen Ludwigsburg und Crailsheim. „Wir waren damals 21, 22 Jahre alt und vielleicht das jüngste Orgateam aller Zeiten, hatten keine eigene 30-Sekunden-Anlage. Die Körbe kamen aus der Europahalle in Karlsruhe“, weiß Martin Romig noch ganz genau.

Erneut von großer Bedeutung: die enge Verbindung zu Günther Bullinger aus Ludwigsburg. Für die Merlins-Jugendteams war Ludwigsburg in den Anfängen das Nonplusultra –„die klare Nummer 1 im Bezirk“. Erst später, mit dem starken Jahrgang 1984 und Talenten wie Alex Rüeck, Hansi Kienzle oder Peter Leidig auf Crailsheimer Seite, gelang es den Merlins, energischer gegenzuhalten.

„Die erste Liga wollen wir richtig genießen.“

„Heutzutage können wir in den Altersklassen von U10 bis U14 mithalten. Bei den Älteren hat Ludwigsburg leichte Vorteile.“ Mit Iva Banozic spielt ein großes Talent aus Crailsheim derzeit in Ludwigsburg und besucht das dortige Internat. In der Phase zwischen Landes- und Oberliga traten die Crailsheimer gegen Ludwigsburg II um Punkte an.

„Unsere Blickrichtung ging immer Richtung Stuttgart. Egal ob Möhringen, Feuerbach, oder wer auch immer – viele Gegner kamen aus dieser Region. “Nach dem Ludwigsburger Zwangsabstieg, verbunden mit einem Neuanfang in der Regionalliga, bekamen es die Merlins gegen Ende des letzten Jahrtausends auch mit der ersten Mannschaft der Ludwigsburger zu tun.

„Natürlich waren wir die Underdogs, und Ludwigsburg ist rasch wieder in höhere Ligen aufgestiegen.“ Zudem hat auch eine Reihe von aktiven Spielern wie Michael Heck, Sebi Kling oder Philipp Wildermuth über Ludwigsburg den Weg zu den Merlins gefunden. Die ersten Mannschaften der beiden Standorte hatten lange Zeit keine direkten Kontakte – bis zum Aufstieg der Merlins in die BBL.

„Aktuell ist Ludwigsburg dort Mannschaft der Stunde in der Liga. Nicht nur weil sie Bamberg geschlagen haben. Insbesondere die drei Nachverpfichtungen – im Vergleich zum Hinspiel – haben eingeschlagen wie eine Bombe.“ Was bleibt? „Realistisch gesehen die Außenseiterrolle. Natürlich werden wir in jedem Spiel kämpfen. Wir haben noch dreimal erste Liga vor Ort – und das wollen wir richtig genießen.“

Klaus Helmstetter / Hohenloher Tagblatt