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Charakter-Sieg in Göttingen

„Crailsheim hat verdient gewonnen, sie waren das bessere Team, es war ein großer Kampf“ – mehr sagte Göttingens Trainer Johan Roijakkers nicht nach der 89:93-Niederlage seines Teams. Als keine Nachfragen der Journalisten kamen, war die überaus kurze Pressekonferenz vorbei. Überrascht schaute der Coach in die Runde, schmunzelte, und ging von dannen.

So kurz die Pressekonferenz war, so lang war das Spiel. Crailsheim musste erstmals in der Saison in die Verlängerung. Es hatte sich irgendwie angedeutet, dass die intensive Partie, in der die Führung 17-mal wechselte und die elfmal ausgeglichen war, nicht nach 40 Minuten entschieden wäre. 

Fotogalerie: Die Bilder des Spiels

Zu Beginn wähnten sich die Fans eher bei einem Pro-A- als einem Erstliga-Spiel. Haarsträubende Fehler auf beiden Seiten mussten die Zuschauer mit ansehen. Die Merlins leisteten sich sieben Turnovers, also einfache Ballverluste, im ersten Viertel. Am Ende des Spiels standen in der Statistik 23 zu Buche. 

Die Gäste hatten Glück, dass die Hausherren es ihnen nachmachten und 17-mal den Ball leichtfertig abgaben. Nach dem schwachen Start nahm die Partie aber Fahrt auf.

Video: Die Zusammenfassung des Spiels auf Telekom Basketball

Während bei den Veilchen das vierblättrige Kleeblatt Alex Ruoff (19 Punkte), Harper Kamp (18), Khalid El-Amin (17) und Dominik Spohr (14) für Glücksgefühle bei den Zuschauern sorgte, waren es bei den Zauberern sogar sechs Akteure, die zweistellig punkteten: Topscorer Sean Mosley (22), Garrett Sim (17), Walter Lemon Jr. (12), Chris Otule mit einem Double-Double (11; 13 Rebounds), Andrij Agafonov (10) und Stevie Johnson (10; 9 Rebounds). 

Besonders Agafonov bekam von Merlins-Coach Ingo Enskat ein Sonderlob für seine „Spielintelligenz“ in der stets spannenden Begegnung. Lag Crailsheim mal mit elf Punkten vorne (48:37), drehte Göttingen wieder auf und legte einige Zähler zwischen sich und den Gegner. Ständig ging es hin und her.

Wie ein heiße Kartoffel

„Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, erklärte der Crailsheimer Coach Ingo Enskat. Es sei keine einfache Situation gewesen, mit acht Punkten Führung in die Halbzeit zu gehen und die dann so schnell zu verspielen. Göttingen sei wie eine Bombe aus der Kabine gekommen. Danach habe sich sein Team aber wieder gut gefangen nach dieser Schwächephase. Die hätte zum Knackpunkt im Spiel werden können, als Harper Kamp die Veilchen mit vier Punkten in Front schoss. 

Stevie Johnsons Dreier kurz vor dem Viertelende zum 65:66 aus Sicht der Merlins war Gold wert. Und als nach einem Dreier von Garrett Sim zum 84:82 alles nach einem Erfolg für die Gäste aussah, kam der große Auftritt von Dominik Spohr. Wie ein heiße Kartoffel tippte er den Ball aus etlichen Metern einen Wimpernschlag vor der Schluss-Sirene in den Korb und brachte seine Farben somit in die Extra-Zeit. 

Eine rundum geschlossene Teamleistung

Doch in der Verlängerung erwies sich Crailsheim eine Nummer zu groß für den Mitaufsteiger, der im Kampf um die Play-off-Plätze einen herben Dämpfer einstecken musste. Zweimal Chris Otule und Walter Lemon jr. sorgten für einen schnellen Sechs-Punkte-Vorsprung. Bei der Schluss-Sirene ballte Ingo Enskat beide Fäuste und reckte sie gen Hallendecke. „Eine rundum geschlossene Teamleistung“, freute er sich über den siebten Saisonsieg der Merlins.

 

Die Trainerstimmen:

Johan Roijakkers (Headcoach BG Göttingen): „Gratulation an Crailsheim. Sie haben den Sieg verdient, da sie heute das bessere Team waren. Meine Spieler haben alles gegeben und gekämpft, doch es hat nicht gereicht.“ 

Ingo Enskat: „Völlig überraschender Weise bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft. Ich glaube, dass ist keine einfache Situation. Wir sind bis zur Halbzeit acht Punkte vorne und nach der Pause kamen die Göttinger sehr stark aus der Kabine, da sie das Spiel natürlich noch einmal drehen wollen. Mit einer Ein-Punkt-Führung gehen die Göttingen dann in das letzte Viertel. Das ist so ein Knackpunkt, da scheiterst du dann oft, wenn du das Selbstvertrauen nicht hast. Zu viele Spiele haben wir nicht gewonnen, dass wir mit so viel Selbstvertrauen gesegnet wären. Dass wir dann nochmal dagegen gehalten haben, erst mit dem Schlusspfiff den Ausgleich bekommen und dann in der Verlängerung das Match erneut an uns gerissen haben: Gratulation an die Mannschaft. Das war heute eine geschlossene Teamleistung.“

Joachim Mayershofer / Hohenloher Tagblatt

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