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„Ich reite auf der Welle so lange wie es nur geht“

Erst einmal: Wie geht’s dir und deinen Knochen? Gestern zwei Mal Training und gleich wieder. Macht dein Körper das noch gut mit?

Wysocki: Soweit noch alles gut. Ich glaube nach ein paar Tagen wieder anzufangen ist nicht ganz so einfach. Aber bisher ist noch alles ok, ich beschwere mich nicht. Dennoch ist natürlich das Spiel am Wochenende das Highlight der Trainingswoche.

Wie ist die Stimmung im Team – nach so einem wichtigen Sieg gegen Bayreuth vor der langen Pause umso besser?

Wysocki: Wir haben eine gute Team-Chemie. Spiele wie Bayreuth fördern das positive Gefühl unter uns. Dennoch hätten wir natürlich schon ein paar mehr Spiele gewinnen können. Spontan fallen mir drei bis vier Spiele ein, wo es wirklich knapp war und wenn wir da abgeklärter gewesen wären, hätten wir die auch noch gewinnen können. Wir sind natürlich frustriert nach Niederlagen und nach Spielen wo unser Einsatz und Wille nicht stimmt. Mittlerweile sind wir aber an einem Punkt angekommen, wo man auf einzelne Spieler zugehen kann und ihnen sagen kann, was sie falsch gemacht haben und was sie verbessern können – und sie sind dann nicht beleidigt. So eine Basis ist sehr wichtig. Wenn man Kritik üben kann und kein Konflikt innerhalb der Mannschaft entsteht. Eine bittere Wahrheit ins Gesicht zu sagen, schafft man nur unter guten Freunden.

 

Du hast großen Anteil an den vergangenen Siegen beigetragen. Bist du in der Form deines Lebens?

Wysocki: (Lacht) Nein bin ich nicht. Ich treffe momentan ganz gut. Wenn das heißt, dass man dann direkt ein gutes Spiel macht, dann soll es gerne so sein. Ich glaube ich habe derzeit einen guten Rhythmus von der Dreierlinie – und das macht mich aggressiver und pusht mich. Wenn man selbst weiß, dass man einen Lauf hat, möchte man sich noch mehr beweisen und hat natürlich Selbstbewusstsein. Ich reite auf der Welle so lange wie es nur geht. Und wenn ich es dann noch schaffe ein paar Jungs mitzuziehen, dann ist das umso besser.

Wie fühlt es sich an, in der Arena Hohenlohe auf dem Parkett zu stehen? Gerade wenn sich die Halle in einen Hexenkessel verwandelt wie beim letzten Spiel?

Wysocki: Das Verrückte an der Arena Hohenlohe ist, dass „nur“ 3.000 Menschen rein passen, aber trotzdem so unglaublich laut ist. Ich liebe so etwas ja. Damals habe ich auch in Oldenburg in der kleinen Rundturnhalle gespielt. Man hat die Zuschauer direkt im Nacken. Da kommt eine ganz andere Atmosphäre auf. Bayreuth war für unsere Fans und für uns Spieler eine echte Achterbahnfahrt. Dass wir am Ende dann noch mal richtig gut gespielt haben, hat allen richtig viel Spaß gemacht.

Was sagst du generell zu Crailsheim und speziell zu den Merlins-Fans?

Wysocki: Ich bin jetzt schon ein paar Jahre hier und finde es unglaublich gut wie die Merlins-Fans zu uns stehen – egal ob wir eine gute oder schlechte Phase haben. Letztes Jahr haben wir in der ProA viele Spiele gewonnen und in meinem ersten Jahr war es ähnlich wie diese Saison. Vollkommen unabhängig davon, kommen die Fans auf uns zu und klopfen uns in schlechten Zeiten auf den Rücken und sagen „Das wird schon wieder“. Es ist eine kleine Stadt, jeder kennt jeden. Und ich bin mir sicher, dass die Stadt bald eine Mannschaft hat, die in der Bundesliga bestehen kann.

An welche Momente denkst du gerne zurück wenn du an die Zeit hier in Crailsheim denkst?

Wysocki: Natürlich an den Aufstieg in der letzten Saison. Wir haben eine tolle Saison gespielt und gute Playoffs. Aber es gab auch Momente in meinem ersten Jahr, wo wir Ulm hier zu Hause geschlagen haben, wo wir Berlin am Rande einer Niederlage hatten und die Halle gekocht hat. Das sind Momente, die richtig Spaß machen. Da stelle ich mir auch gerne nach dem Spiel vor, wie ich auf dem Spielfeld stand und 3.000 Leute einem zujubeln.

Du feierst nächsten Monat deinen 37. Geburtstag. Was hast du für Wünsche für den Verein und auch privat?

Wysocki: Für den Verein ganz klar, dass wir unser Ziel erreichen und den Klassenerhalt schaffen. Privat wird es für mich ein sehr aufregendes Jahr. Ich werde nach dieser Saison aufhören, das werden also meine letzten Spiele sein. Dann kommt das Ungewisse danach. Ich hatte als Profi seit 15 Jahren meinen geregelten Tagesablauf, wusste worauf ich mich vorbereite. Jetzt kommt der normale Alltag. Ich freue mich unheimlich darauf. Es wird einen riesigen Spaß machen und wird eine große Herausforderung. Das sind Sachen, die ich mag. Aber ich glaube auch, dass es anstrengend und manchmal frustrierend wird und dass es Zeit braucht bis man da rein kommt.

Wie sehen deine Pläne für die Zeit nach der Saison aus?

Wysocki: Erst einmal ein bisschen Urlaub um runter zu kommen und dann den nahtlosen Übergang zum normalen Berufsleben zu schaffen. Die Weichen sind dafür schon gestellt (2000-2004 Architektur-Studium in Amerika, Anm. d. Redaktion). Ich muss versuchen einen Alltags-Rhythmus zu finden – und das hoffentlich ganz schnell.

Ein paar abschließende Worte an die Merlins-Familie (vielleicht mit „hohenlohischem“ Akzent?)

Wysocki: (Lacht) Schwäbisch? Keine Chance. Ich probiere es immer mal wieder, aber dann lachen mich die Leute aus. Deshalb lasse ich es lieber und bleibe beim Hochdeutsch.

Wir brauchen natürlich die Unterstützung der Fans und der Merlins-Family für die letzten Spiele. Wir werden unser Bestes geben und ich bin mir sicher, dass wir uns noch verbessern können. In den letzten Wochen haben wir positive Zeichen gesetzt und ich hoffe, dass wir das weiterführen können. Wir müssen aus jedem Spieler das Beste rauskitzeln, dann kann jeder dem Team helfen. Wir freuen uns auf hoffentlich erfolgreiche Spiele, vielleicht sogar mit der einen oder anderen Überraschung – und auf eine Nicht-Abstiegsfeier!

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