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„Wer sich darauf nicht freut, ist selber schuld“

Ingo, mit Sebastian Gleim haben wir nach fünf Jahren Tuomas Iisalo einen neuen Chefcoach. Was ändert das an der Spielweise der Mannschaft?

Ingo Enskat: Das Wichtige war für uns, mit Sebastian schnell einen Kandidaten zu haben, der richtig zu den Merlins passt. Wir wollten eine frühe Entscheidung im Sommer, weil der Headcoach eine der wichtigsten Rollen im Verein hat. Im Spielerischen wird es durchaus Parallelen geben zu den Ansätzen, die Tuomas letztes Jahr als Trainer gewählt hat. Aber Sebastian hat auch seine eigenen Ideen, die ihm wichtig sind. Deswegen wird es eine gute Mischung aus bekannten Merkmalen, wie schnellen Basketball, und neuen Elementen geben.

Sebastian, wie waren deine ersten Wochen bei den Merlins? Welchen Eindruck hast du von dem Verein und der Stadt?

Sebastian Gleim:  Meine Familie und ich wurden vom ersten Tag an super herzlich empfangen. Mit meiner Frau und unseren beiden Kindern bin ich zum ersten Mal gemeinsam umgezogen, deswegen war das schon eine große Sache. Aber die Eingewöhnung als Familie und als Coach  war sehr einfach. Wir haben schon vor dem Umzug damit angefangen, die Mannschaft zusammenzustellen und das Programm vorzubereiten. Ich würde den Übergang hierher als sehr gelungen bezeichnen.

Es ist wahrscheinlich alles eine Nummer kleiner als zuvor in Frankfurt.

Sebastian Gleim: Das sehe ich überhaupt nicht so. Jeder Verein, egal ob in einer größeren oder kleineren Stadt, hat seinen eigenen Charakter. Das Wichtigste ist, authentisch zu bleiben, sich wiederzufinden als Verein. Das wird hier in Crailsheim hervorragend gelebt. Die passende Identität und Kultur für den jeweiligen Standort – das ist entscheidend und nicht, ob klein oder groß.

Ingo, wir haben schon Ende der letzten Saison mit den deutschen Spielern Bleck, Stuckey und Radosavljevic verlängert. Auch Dejan Kovacevic bleibt bei den Zauberern. Hat das bei der Rekrutierung der weiteren Spieler geholfen?

Ingo Enskat: Für uns war es wichtig, mit den deutschen Spielern eine solide Basis zu legen. Was Fabi, Moe, Boggy und Dejan letztes Jahr zum Teamerfolg beigetragen haben, ist gleichwertig zu dem unserer ausländischen Spieler. Natürlich hat es auch einen Einfluss auf weitere Verpflichtungen genommen. Aber nicht in dem Sinne, dass andere Spieler sagen, sie kommen deswegen hierher. Da spielen andere Faktoren wie europäischer Wettbewerb und letztlich auch das Geld eine Rolle. Ein Spieler schaut sich die Gesamtsituation in einem Verein an. Ist das ein solider Verein, der langfristig mit Spielern und Trainern zusammenarbeitet? Oder ist das ein Verein, der sofort den Kopf verliert? Das sind letztlich viele verschiedene Faktoren, die den Ausschlag geben.

Sebastian, du hast den Sommer über schon mit Moe, Boggy und Dejan trainiert. Wie groß ist die Vorfreude, zum ersten Mal mit der ganzen Mannschaft zusammen zu arbeiten?

Sebastian Gleim: Diese Woche geht es endlich mit dem gesamten Team los. Wir haben schon eine ganz gute Verbindung aufgebaut. Ich war den ganzen Sommer über mit jedem Spieler in Kontakt, ob hier vor Ort oder mit Spielern, die noch zuhause waren. Da ging es auch bereits darum, ihr Training in Verbindung mit unserem Athletiktrainer Marcus Lindner zu steuern. Außerdem haben wir uns mit dem Staff, also dem Team um das Team herum, zusammen auf die anstehenden Aufgaben vorbereitet. Auch dieses Team ist komplett neu. Aber jetzt ist die Vorfreude riesig, wenn in der Halle alle zusammenkommen.

Ingo, mit Spielern wie Harris, Shorts II und Savage wurden die Abgänge der letzten Saison kompensiert. Ist der Kader damit schon vollständig?

Ingo Enskat: Wir haben eine gute Mischung gefunden zu dem, was wir uns als Ergänzung zum Team gewünscht hatten. Wir wollten mit einem Teil der Spieler, die schon in der BBL gespielt haben, zusätzliche Erfahrung reinbringen. Das ist uns mit Harris und Shorts II gelungen. Auch bei denen, die jetzt zum ersten Mal in der Bundesliga dabei sind, passt es gut, da ist Potenzial da. Wir haben dazu noch eine Position offen, für die wir einen ausländischen Spieler verpflichten können. Wir warten jetzt den Trainingsanfang ab. Wenn wir in der Halle sind und das Training losgeht, bekommt man nochmal einen ganz anderen Eindruck. Wir haben überhaupt keinen Zeitdruck und werden sehen, was innerhalb der nächsten Wochen passiert. Wenn das richtige Puzzlestück mit der richtigen Qualität dabei ist, werden wir zuschlagen.

Sebastian, diese Woche startet die Vorbereitung. Wie wichtig sind die ersten Testspiele gegen Tübingen, Bamberg und Gries?

Sebastian Gleim: Es stehen jetzt verschiedene Phasen an. Als erstes wollen wir eine Atmosphäre herstellen, in der wir gut trainieren können. Die Ergebnisse in den ersten Spielen sind zweit-, vielleicht sogar nur drittrangig. Trotzdem wollen wir eine effektive Spielkultur und den richtigen Spirit herstellen, um Spiele zu gewinnen. Aber gerade am Anfang wird das nicht entscheidend sein. Die Ergebnisse in der Preseason nehmen wir als Rückmeldungstool, was schon richtig gemacht wird und wo wir noch besser werden müssen.

Die Chancen stehen aktuell gut, dass 2021/22 wieder vor Zuschauern gezaubert werden darf. Ist das eine zusätzliche Motivation für die Mannschaft und für dich an der Seitenlinie?

Sebastian Gleim: Die Merlins-Fans sind ein Grund für mich gewesen, nach Crailsheim zu kommen. Hier herrscht eine riesen Begeisterung, darauf freue ich mich sehr und ich bin mir sicher, dass sich auch die Spieler darauf freuen. Wir hoffen, in der kommenden Spielzeit so viel wie möglich davon mitnehmen zu können.

Ingo, in der anstehenden Saison spielen die HAKRO Merlins erstmals in der Vereinsgeschichte international. Wie geht das Team mit der Doppelbelastung easyCredit BBL und FIBA Europe Cup um?

Ingo Enskat: Es geht vor allem darum, sich gemeinsam mit den Zuschauern auf den europäischen Wettbewerb zu freuen und nicht jetzt schon zu überlegen, was alles schwieriger wird. Natürlich ist es ein anderer Rhythmus, teilweise zwei Spiele in der Woche. Das bedeutet mehr Reisen, kürzere Vorbereitung auf die Spiele und weniger Chancen an den Trainingsinhalten zu arbeiten. Viel wichtiger ist aber, mit Vorfreude in den Wettbewerb zu starten. Früher haben die Fans zum Spaß gesungen, dass Crailsheim auch irgendwann international spielen wird. In ein paar Wochen wird jetzt tatsächlich die erste europäische Mannschaft hier in der Halle auflaufen, das ist doch Wahnsinn. Wer sich darauf nicht freut, ist selber schuld. Außerdem sind die Merlins durch neue Situationen immer gewachsen. Wenn wir nicht von der Pro A in die Bundesliga aufgestiegen wären, hätten wir nie diesen Punkt erlangt, an dem wir jetzt sind. Damit meine ich nicht nur die Spielklasse, sondern auch die  Rahmenbedingungen, die wir heute haben. Es sind ganz viele Punkte, die wir immer durch das Annehmen von neuen Herausforderungen erreicht haben. Das war nicht immer einfach, dazu gehörten auch Abstiege. All das ist ein Prozess. Jetzt allerdings heißt es, einfach genießen und schauen, wen wir zugelost bekommen.

Sebastian, was sind deine persönlichen Ziele für die kommende Saison mit den Merlins?

Sebastian Gleim: Für mich ist entscheidend, was die Ziele des Klubs sind und was daraus resultiert. Meine Rolle besteht darin, das Beste aus der Mannschaft und jedem Einzelnen rauszuholen. Meine persönlichen Ziele sind dabei fünftrangig. Wichtig ist, dass man jeden Gegner als Gegner sieht. Ich möchte davon wegkommen, als Coach zu sagen, das eine ist der übermächtige Gegner oder die andere Mannschaft müssen wir unbedingt schlagen. Es wird irgendwann der Punkt kommen, an dem wir uns als Mannschaft Ziele definieren. Wir wollen immer stark performen und den besten Basketball zeigen.

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