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PS: Die Merlins Kolumne – Ausgabe #1: Halbzeit

Januar. Die Hälfte der Saison ist rum und es ist Zeit für ein Zwischenfazit. Die Hälfte der Saison? Schon? Erst? Irgendwie kann ich das diese Saison nicht richtig für mich sagen, denn einerseits ist die Zeit wieder einmal wie im Fluge vergangen, andererseits bin ich froh, dass wir noch so viele Spiele haben, in denen wir versuchen können, das auszubügeln, was in den letzten Monaten noch so gar nicht geklappt hat. Also wahrscheinlich überwiegt dann doch das „erst“… gut, dass „erst“ Saisonhälfte ist!

Ein Jahr, in dem Du Dich fühlst wie ein Getriebener. Obwohl Du weißt, dass es für die Merlins immer zuerst um den Klassenerhalt geht, denkst Du am Ende des Sommers: „Mensch, da haben wir ein paar gute Jungs zusammen.“  …und blickst optimistisch in die kommende Spielzeit. Wir konnten viele von den Spielern verpflichten, die unser Coach wollte, wir haben eine Basis an deutschen Spieler, die in der Geschichte der Merlins ihresgleichen sucht und eigentlich freust Du Dich darauf, dass es endlich losgehen kann.

Und dann geht es endlich los… und wie… Dein Aufbauspieler, der als Schlüsselspieler geholt wurde, funktioniert überhaupt nicht, Boggy muss mit seiner Schulter die Karriere beenden und vor allem „klickt es nicht in der Mannschaft“. Die Mannschaft ist nicht gut genug zusammengestellt. Das muss man sich selbst ankreiden. An einigen Stellen hätte ich deutlicher Nein sagen müssen; an anderen vielleicht mehr dafür tun müssen, dass Dinge vielleicht doch möglich werden. Da denkst Du schon, was hast Du da falsch gemacht, versuchst noch einmal nachzujustieren. Aber letztlich ist es beim Zusammenbau der Mannschaft vielleicht wie in der Kindererziehung. Dinge, die Du am Anfang nicht in die richtige Richtung gebracht hast – Werte, die Du nicht genug vermittelt hast – Grenzen, die Du nicht aufgezeigt hast – all das kannst Du dann ausbaden, wenn Dein Kind – ähm, Deine Mannschaft meine ich – dann 14 ist.

Letztlich denke ich, dass wir in den wichtigsten Werten der Merlins noch deutlicher eben diese einfordern müssen. Intensität und Emotionen, das ist die Basis für den Merlins Basketball und oft sitze ich dieses Jahr am Rand, sehe Euch im Publikum fiebern und jubeln… und dennoch spiegelt sich diese Leidenschaft nicht genauso auf dem Feld wider. Man könnte platzen förmlich! Und ich weiß, einige von Euch sind dann sauer, denn die Merlins sind für Euch etwas ganz Besonderes, die Gemeinschaft, die Energie in der Halle und natürlich auch mal was zu Feiern haben – genau diese Leidenschaft braucht es und dafür ein dickes Danke an Euch. Das geht in schwierigen Zeiten viel zu oft verloren. Also Danke! An Euch. Wirklich. Und – wie gesagt – ich verstehe die Enttäuschung, auch den Frust; aber bitte versteht auch eines: Je mehr die Jungs unten auf dem Feld zu „struggeln“ beginnen, desto mehr brauchen sie Euch, denn es ist Unsicherheit und nicht Unwille, der sie wanken lässt. Und ich weiß, dass es für uns dann manchmal von außen nicht einfach ist, positiv zu bleiben. Ich habe einigen von den Jungs vom Fanclub mal erzählt, dass ich da manchmal am liebsten in einem Schrank die Tür hinter mir zuknallen würde, um einfach den Ärger rauszuschreien… aber andererseits… vielleicht doch gut, dass wir keine Schränke in der Halle haben…

Aber eigentlich war ich ja dabei zu schildern, dass unser Konstrukt dieses Jahr von Anfang an nicht richtig funktioniert hat. Mit den Nachverpflichtungen haben wir versucht, einige Dinge in die richtige Spur zu bringen und ich denke, dass wir ein paar gute Puzzlestücke ergänzt haben; aber dennoch sind wir ein Puzzle, das nicht richtig passt. Viele der einzelnen Puzzlestücke sehen gut aus, aber als Ganzes hängt es schief, denn das Problem ist einfach, dass jede Neuverpflichtung in eine Mannschaft gekommen ist, die noch immer nicht richtig funktioniert, die noch immer nicht klar genug Rollen und Aufgaben definiert hat und die noch immer nicht diesen Spirit entwickelt hat, der sie als Einheit auf dem Feld durch schwierige Phasen gehen lässt. Ich weiß, dass das auch Thema in der Mannschaft ist und gerade unsere Veteranen arbeiten daran, dass unser Puzzle zu passen beginnt. Ein dickes Lob da auch an Coach Jussi, der es geschafft hat, gegenüber den Jungs eine starke Art der Ansprache zu finden und wir in vielen Spielen deutliche Schritte nach vorne gemacht haben. Und dennoch zählen im Sport nur Siege – und die holen wir noch nicht.

Was fehlt jetzt also? Selbstvertrauen! Vertrauen ineinander; damit wir in schwierigen Phasen nicht auseinanderfallen und völlig – ja völlig – die Linie verlieren. Denn dann sehen wir wirklich schlecht aus, so wie keiner sich selbst repräsentieren möchte… Allerdings bekommt man Selbstvertrauen durch Siege, das ist die Kruks daran – aber eben auch durch gute Arbeit im Training. Kontinuierlich gute und ernsthafte Arbeit an unseren Schwächen; aber auch an den Stärken; wieder und wieder und wieder. Dazu individuelle Ansätze, wo und womit kann ich welchen Spieler packen; was treibt ihn, was motiviert ihn, wie bekomme ich ihn dahin, dass ihm die Merlins genauso am Herzen liegen wie Euch, wie uns, wie mir. Ich glaube, eigentlich will jeder von uns diese Energie spüren; auch die Spieler – gerade die Spieler, denn letztlich lieben diese es Basketball zu spielen. Denn eines kann ich Euch sagen, schlechte Charaktere sind unsere Jungs nicht. Es liegt also an uns, an mir, an Jussi, an Martin und Lukas, an allen, die im Trainerteam und im Office für die Merlins arbeiten, die richtigen Knöpfe zu drücken, damit jeder sein Herz auf dem Platz lässt – und Ihr, Ihr feuert weiter an… wenn´s läuft, wenn´s nicht läuft; unsere Jungs brauchen das.

Die Hälfte der Saison ist also rum. Erst! Wie geil ist das! Noch 16 Spiele. Siege! Niederlagen! Freude! Frust! …und JA, man darf auch mal sauer sein – aber immer Leidenschaft, Intensität und Emotionen! Immer 100% Merlins! Gott, wäre das Leben sonst langweilig. 16 Spiele, ich freu mich drauf!