Seit September ist Utku Öztürk als Nachwuchscoach Teil der HAKRO Merlins Crailsheim. Im Interview spricht der 26-jährige über seinen Weg von der Türkei nach Deutschland, seine Leidenschaft für Basketball und die ersten Monate in Crailsheim. Er gewährt spannende Einblicke in die Nachwuchsarbeit, die Unterschiede zwischen den Ländern, seine Ziele mit den jungen Zauberern und wie ihn die WM 2010 für Basketball begeistert hat.

Crailsheim, 29.01.2025.

HAKRO Merlins: Utku, du bist seit September Mini-Trainer bzw. U10-Coach bei den HAKRO Merlins Crailsheim. Wie hast du die ersten Monate in Crailsheim erlebt?

Utku Öztürk: „Die ersten Monate in Crailsheim waren für mich intensiv, lehrreich und emotional. Der Wechsel in eine neue Stadt war eine spannende Herausforderung, die es mir ermöglicht hat, mich voll auf meine neue Aufgabe zu konzentrieren. Es war zwar anstrengend, aber ich spüre schon jetzt, wie ich mich persönlich und beruflich weiterentwickeln konnte. Der Verein hat mich sehr herzlich aufgenommen und ich habe großen Rückhalt durch die Mitarbeiter, das Nachwuchsteam und die Spieler erfahren. Auch die Eltern der Kinder waren sehr unterstützend, und die positive Resonanz der Menschen in Crailsheim hat mir ein großes Zugehörigkeitsgefühl vermittelt.“

HAKRO Merlins: Wie bist du zum Basketball gekommen und was waren deine ersten Berührungspunkte mit Basketball?

Utku Öztürk: „Ich habe bereits in der Grundschule angefangen, Basketball zu spielen und die Würfe von Profis aus dem Fernsehen nachgeahmt. Der entscheidende Moment kam 2010, als die Basketball-Weltmeisterschaft in meinem Heimatland Türkei stattfand. Dieses Ereignis hat mich vollends begeistert, vor allem weil die Türkei erst im Finale gegen die USA verloren hat. Es war eine sehr emotionale und inspirierende Zeit für mich, die bei mir den Wunsch geweckt hat, im Basketball aktiv zu werden. Von da an habe ich immer öfter mit Freunden gespielt und während der Schulzeit gehörte Basketball fest zu meinem Alltag.“

HAKRO Merlins: Nach deinem Schulabschluss hast du über vier Jahre deinen Bachelor in Sportwissenschaften gemacht. Inwiefern profitierst du nun als Trainer von dieser Zeit?  

Utku Öztürk: „Mein Studium an der Universität nahe Izmir, die von Absolventen der Deutschen Sporthochschule Köln gegründet wurde, war definitiv sehr prägend. Die Verbindung zu der renommierten deutschen Sporthochschule hat mich damals sehr beeindruckt. Neben der positiven Atmosphäre zwischen den Professoren und Kommilitonen konnte ich dort meine ersten Schritte als Basketballtrainer gehen. Diese Zeit hat meinen Wunsch, einmal als Basketballtrainer zu arbeiten, nochmals gefestigt. Ich habe nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Erfahrungen gesammelt und viele wertvolle Kontakte geknüpft, die mir bis heute weiterhelfen.“

HAKRO Merlins: Du hast erst als Coach in der Türkei und dann in Deutschland gearbeitet. Wie bist du 2021 nach Deutschland gekommen?

Utku Öztürk: „Mein großer Traum war es, in die USA zu gehen. Die Corona-Pandemie machte diesen Plan leider nicht möglich und hat viele meiner Vorhaben durchkreuzt. Nach meinem Studium entschied ich dann, mich für das Erasmus-Plus-Projekt zu bewerben. Im Rahmen dessen kontaktierte ich zahlreiche Vereine in Europa und erhielt schließlich eine Zusage aus Braunschweig. Dort durfte ich meine erste dreimonatige Auslandserfahrung sammeln, die mich sowohl kulturell als auch beruflich beeindruckt und geprägt hat.“

HAKRO Merlins: Wie hast du nach deiner Zeit in Braunschweig zu den HAKRO Merlins gefunden?

Utku Öztürk: „Nach meiner Zeit in Braunschweig habe ich mich erneut bei mehreren Vereinen in Deutschland und Europa beworben – unter anderem in Italien. Aus Crailsheim kam dann ein positives Feedback. Ich bin sehr froh, dass ich die Chance erhalten habe, bei den HAKRO Merlins einzusteigen und ich nun schon einige Monate Teil dieses großartigen Vereins bin.“

HAKRO Merlins: Was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede in der Nachwuchsarbeit zwischen den beiden Ländern, in denen du bisher gecoacht hast?

Utku Öztürk: „Was mir sofort aufgefallen ist, ist die aktive Rolle der Eltern in Deutschland. Sie leisten einen großen Beitrag und unterstützen die sportlichen Aktivitäten ihrer Kinder, was sich positiv auf deren Engagement und Freude am Basketball auswirkt. In der Türkei beginnen viele Kinder ebenfalls früh mit dem Sport, verlieren aber oft schnell das Interesse. Nach der erfolgreichen WM 2010 haben wir es leider etwas verpasst, nachhaltige Strukturen im Nachwuchsbereich aufzubauen. In Deutschland hingegen gibt es ein bundesweit gut organisiertes Fördersystem, das Talente erkennt und fördert, wodurch niemand mit Potenzial übersehen wird. Das finde ich wirklich beeindruckend.“

HAKRO Merlins: Du trainierst nun seit knapp einem halben Jahr die U10-Mannschaften der Zauberer – Was ist dein Fazit zu den ersten Monaten mit den Teams?

Utku Öztürk: „Der Einstieg war nicht einfach, da viele Kinder neu waren und auch ich mich erst einleben musste. Aber wir haben gemeinsam große Fortschritte gemacht, und die Begeisterung der Kinder für Basketball wächst von Training zu Training. Viele haben sogar ihre Geschwister und Freunde mitgebracht, was die Gemeinschaft weiter gestärkt hat. Insgesamt haben die Spieler nicht nur ihre Beziehung zum Basketball, sondern auch die jeweiligen Beziehungen untereinander intensiviert.“

HAKRO Merlins: Welche Ziele hast du für die U10-Mannschaft der HAKRO Merlins in dieser Saison, sowohl in sportlicher als auch in persönlicher Hinsicht?

Utku Öztürk: „Unser Training hat sich im Laufe der Monate stark verbessert, sowohl in Bezug auf das Sportliche als auch auf die Mentalität. Wir wachsen als Team immer mehr zusammen und die Spieler unterstützen sich gegenseitig – im Training und in den Spielen. Bis zum Sommer möchte ich, dass die Kinder weiterhin Freude am Sport haben und sich weiterentwickeln. Der Spaß am Basketball steht dabei aber immer im Mittelpunkt.“

HAKRO Merlins: Zum Abschluss: Beschreibe dich mit drei Wörtern.

Utku Öztürk: „Ich würde sagen: überraschend, beharrlich und neugierig.“