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„Sind manchmal etwas zu brav“

Noch vor Kurzem hätte man sagen können: Joshiko Saibou fällt durch zweierlei auf: Die blonde Haartracht und den japanisch anmutenden Vornamen. Doch inzwischen sind die Haare wieder dunkler geworden. „Aus Lust und Laune“ habe er das gemacht. Und der Vorname? „Den fand meine Mutter einfach cool. Mit japanischer Abstammung hat das nichts zu tun. Die Mutter ist Togolesin.“

David gegen Goliath

Wirft man einen Blick auf die Basketball-Vita von Joshiko Saibou, fällt auf, dass der geborene Berliner lange Zeit in seiner Heimatstadt am Start war. „Über fünf Jahre habe ich die Alba-Schule durchlaufen.“ Ein besonderes Spiel gegen die Hauptstädter also in der Arena? „Nee, eigentlich nicht.“ Der Neu-Crailsheimer nimmt die Aufgabe vom Sonntag erstaunlich gelassen. „Ich mag solche Situationen – David gegen Goliath – egal, gegen wen es geht. Alba hat ein gutes Team. Keine Frage. Doch zu viel Respekt ist auch nicht angebracht.“

Auffällig beim Spiel der Merlins in der BBL: Sie geraten schnell deutlich in Rückstand, um dann aber peu à peu besser in die Begegnungen zu finden. Wie fühlt man sich als Spieler, wenn man rasch mit 4:21 hinten liegt, wie in Ludwigsburg geschehen?

„Wir müssen von Beginn an richtig präsent sein“

„Natürlich nicht gut. Ich versuche dann nicht auf den Punktestand zu achten und jede Aktion so gut wie möglich zu spielen. In Ludwigsburg ist uns das auch gelungen. Wir sind zurückgekommen. Am Ende hat etwas die Kraft gefehlt.“ Was kann man tun gegen derart schnelle Rückstände? „Wir müssen einfach von Beginn an richtig präsent sein. Auch mal nach langer Busfahrt. Insgesamt“, fasst Saibou zusammen, „haben wir bisher keinen schlechten Job gemacht. Nur die Bilanz ist undankbar“, führt er weiter aus. „Gut, Oldenburg war eine Nummer zu groß, hat aber auch eine der besten Mannschaften in der Liga. Sonst waren wir immer mit im Spiel. In wichtigen Situationen hat der Gegner dann die besseren Entscheidungen getroffen. Aber die Saison ist noch lang.“ Klingt zuversichtlich.

Und in der Tat ist Joshiko Saibou optimistisch, was das Unternehmen Klassenerhalt angeht. „Eine Chance haben wir auf jeden Fall. Kein Zweifel. Ich kenne viele andere Spieler, auch die Liga. So überlegen sind die auch nicht. Wir müssen unsere neuen Mitstreiter gut integrieren, uns auf unsere Stärken besinnen – und möglichst bald den ersten Sieg einfahren.“

Ein Highschool-Jahr in den USA

Begonnen, Basketball zu spielen, hat Saibou mit fünf Jahren. Nach der basketballerischen Grundschule in Berlin wechselte er für ein Highschool-Jahr in die USA, dann zu Alba (unter anderem BBL), nach Trier (BBL) und Gießen (letzte Saison Pro A). Eng verbunden ist seine Laufbahn mit dem Namen Henrik Rödl. Der Ex-Nationalspieler war nach Berlin auch sein Coach in Trier und jetzt in der A-2-Nationalmannschaft, mit der Saibou im Sommer unter anderem auf Rumänien, China, Serbien und Montenegro traf. „Das hat Spaß gemacht und mich auch noch mal einen Schritt weitergebracht.“

In Crailsheim fühlt er sich sehr wohl. „Das war definitiv die richtige Entscheidung. Der Zusammenhalt ist groß. Die Teamchemie stimmt. Zu Auswärtsspielen kommen die Fans mit. Ich bin froh, hier zu sein.“ Und auch zufrieden, was die Einsatzzeiten angeht? „Das fällt mal besser und mal schlechter aus. Passt schon.“

Turnovers müssen weniger werden

Seine Stärken: „Zug zum Korb, von der Athletik her gut dabei, kann das Spiel organisieren, werfe natürlich auch. Ich bringe viel Energie und möchte das machen, was das Team braucht. Zu arbeiten habe ich an den Turnovers. Die müssen weniger werden. Auch das Gefühl, welcher Spieler wann in Szene zu setzen ist, kann ich noch verbessern.“

Und wie sieht es mit Hobbys aus? „Ich kann mich gut beschäftigen, berichtet der Abiturient, der ein Fernstudium in Sportmanagement aufgenommen hat und das auch abschließen will, „egal wie“.

Unter dem Strich glaubt Joshiko Saibou, „dass wir als Mannschaft manchmal auf dem Feld etwas zu brav sind. Wir müssen auch den Willen zeigen, ein Spiel zu gewinnen. Dabei hoch konzentriert sein, denn in der sehr athletischen, körperlichen und temporeichen BBL werden Fehler schnell bestraft“.

Text: Klaus Helmstetter / www.swp.de

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