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Zum Zungeschnalzen

Andriy Agafonov schlendert in Jeans und T-Shirt in die Halle. Kollege Jonathan Moore hat zwar ein Trikot übergestreift, plaudert aber launig am Spielfeldrand, während sich die Kollegen aufwärmen. Rasch wird klar: Zwei potenzielle Spieler der Starting Five fehlen den Merlins im Derby gegen Ludwigsburg. Eine optimale Ausgangslage sieht anders aus.

Und Chris Otule scheint gegen die lange Garde der Gäste mit McNaughton, Waleskowski, Flomo und Brockman (fast) auf sich allein gestellt. Doch das scheint den 2,11 Meter langen Lulatsch im Merlins-Trikot nur zu beflügeln. Mit zwei Körben in Folge verschafft er sich gleich mal Respekt bei seinen Widersachern und leitet gleichzeitig ein Viertel der Merlins ein, das zu den stärksten in ihrer BBL-Zeit gehören dürfte – allererste Sahne.

Fotogalerie: Die Bilder des Spiels

„Physisch präsent“ wollten sie auftreten, „uns nicht den Schneid abkaufen lassen“, erklärt Ingo Enskat. Und das, kann man mit Fug und Recht behaupten, gelingt perfekt. Festzustellen auch an 20 Turnovers der Gäste, die Coach John Patrick unter anderem als spielentscheidend ausmacht. Soll heißen: „Von Anfang an haben wir zu unkonzentriert gespielt. Crailsheim liefert eine hervorragende Performance ab, hatte in den wichtigen Phasen die passenden Antworten.“

Weder diverse Spielerwechsel noch Auszeiten bringen die Gäste in Schwung. Bevor sich John Patrick versieht steht es schon 16:4 und 21:6 für die Hausherren. Bezeichnend für die Befindlichkeit der Gäste aus Ludwigsburg – ein Airball von Liga-Topscorer D.J. Kennedy.

Video: Die Zusammenfassung des Spiels

Die Merlins ihrerseits zeigen sämtliche Tugenden, die man in der BBL braucht, um ein Spiel zu gewinnen: „Hohe Intensität, kämpferische Bereitschaft, Korbgefahr sowohl von außen als auch über die Inside-Spieler. Und was sie da an den Tag legen, sieht richtig gut aus. Ludwigsburg macht in Viertel 1 kaum einen Stich.

Doch wie schon im Spiel gegen Hagen wendet sich das Blatt in Durchgang 2. Kerron Johnson versenkt drei Dreier, und Ludwigsburg legt einen 9:0-Lauf hin. Chris Otule hält von der Linie dagegen. Andi Kronhardt beweist Kämpferherz und bekommt von Coach Enskat ein ganz dickes Lob. Dennoch ist die Partie zur Halbzeit wieder völlig offen.

Die Halle tobt

Und das bleibt sie auch bis in die Schlussphase, ein enges, hochspannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, so recht nach dem Geschmack der Zuschauer: Superstimmung in der Arena. Die Halle kocht.

Josten Crow ist an diesem denkwürdigen Donnerstag nicht der Mann für viele Punkte im weißen Trikot. Umso wichtiger sind seine wenigen. Etwa zum 73:73 per Korbleger. Oder zum 75:73 nach einem Steal gegen Huff, gut drei Minuten vor dem Ende. Der Rest sind verwandelte Freiwürfe von Mosley und Johnson. Heimsieg!

Die Zuschauer sind völlig aus dem Häuschen. Die Halle tobt. Es ist angerichtet für die Ehrenrunde! John Patrick, Coach des Gästeteams erweist sich als fairer Verlierer. „Die Niederlage tut weh. Keine Frage. Aber Crailsheim war an diesem Abend besser, hellwach und dominant von Anfang an.“ Ingo Enskat hat ein Lächeln auf dem Gesicht: „Wir haben bis zum Ende gekämpft und sind belohnt worden.“

 

Die Trainerstimmen:

John Patrick (Ludwigsburg): „Ich gratuliere Ingo Enskat und den Crailsheim Merlins. Das war genau das Gegenteil von dem, was uns gegen Bamberg passiert ist. Die Merlins waren von Anfang an hellwach. Otule fängt an bei 1 zu 1 mit einem Korbleger. Dann sind wir immer hinterher gerannt. Wir haben 20 Turnover gegen eine kämpferische und energetische Verteidigung gemacht. Crailsheim war einfach besser. Crailsheim hat auch Qualität mit Mosley, Garret Sim und mit einer hervorragenden Performance von Stevie Johnson. Wir waren viel zu unkonzentriert und undiszipliniert. Crailsheim war ein Team. In den wichtigen Phasen hatten sie immer die richtige Antwort.“ 

Ingo Enskat: „Danke für das Kompliment an die Mannschaft. Ludwigsburg ist eine echt gute Truppe, die gerade gegen die Topmannschaften überrascht hat. Ich traue ihnen durchaus zu, die erste Runde der Play-Offs zu gewinnen. Manchmal sind die RIESEN aber gegen die vermeintlich schwächeren nicht so konzentriert wie gegen die Topteams. Wir wussten, wenn wir uns am Anfang den Schneid abkaufen lassen, dann wird es ein schweres Spiel. Daher war es wichtig, dass wir von Anfang an konzentriert und intensiv ins Spiel gleich reinkommen. Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft. Ich würde den Sieg noch höher werten als gegen Bayreuth. Und letztlich ist es auch das, was die Zuschauer sehen wollen. So können wir alle heute lächeln.“

Klaus Helmstetter / Hohenloher Tagblatt

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