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„Wir verpflichten einen Spieler nicht als ‚Nachfolger von‘“

Crailsheim, 09.07.2020. Bei uns hat sich seit dem Finalturnier in München personell einiges getan. Unser sportliche Leiter Ingo Enskat spricht im Interview über die Herausforderungen bei der Kaderzusammenstellung und formuliert eine Zielsetzung für die neue Saison.

Die Saison 2019/20 konnten die Merlins auf Platz 10 beenden. Ein historischer Bestwert. Was sind jetzt die nächsten Schritte für die neue Kaderzusammenstellung?

Ingo Enskat: Unser wichtigster Schritt für die nächsten Wochen wird sein, die Basis der deutschen Spieler für die kommende Saison zu halten. Fabians Verpflichtung war ein erster, extrem wichtiger Schritt und auch die weiteren Gespräche waren bislang durchaus positiv. Man merkt einfach, dass sich die Jungs hier in Crailsheim und bei den Merlins wirklich wohl gefühlt haben. Wann wir Vollzug melden können, steht zwar aktuell nicht fest, doch ich glaube, dass Fabian nicht das einzige Gesicht der Merlins bleiben wird. 

Die Leistungsträger Herrera und Russell werden nächste Saison nicht mehr für Crailsheim spielen. Kannst du den Fans die Situation aus der Sicht eines sportlichen Leiters erklären?

Ingo Enskat: Ganz häufig – nicht nur diese Saison – heißt es ja, warum behaltet Ihr nicht die Mannschaft oder zumindest den Großteil der Spieler. Um dort einmal aus dem Nähtäschlein zu plaudern; schon oft in den letzten Jahren, hätten wir gerne etliche Namen für Euch zur nächsten Saison zurückgebracht, doch gescheitert ist es zuletzt fast immer am finanziellen Rahmen. Und wir reden dort nicht nur um ein paar Prozente, die man auseinander liegt. Das müssen wir akzeptieren, denn wir werden nie finanziell unsolide wirtschaften oder ein Risiko eingehen, das die Ausrichtung des Vereins gefährden würde. Umso schöner ist es zu sehen, wenn ein Spieler wie Seba einen solchen Weg für Jahre mit uns geht und sich so toll entwickelt, dass er dann bereit für den nächsten Schritt ist. Solch eine Beziehung wünscht man sich. Wir hätten ihn natürlich trotzdem noch gerne bei den Merlins behalten, doch zumindest hat man ein lachendes und ein weinendes Auge und freut sich für Seba, welch tolle Chance er nun vor sich hat.

Wie sieht es bei den ausländischen Spielern aus?

Ingo Enskat: Realistisch gesehen musste uns allen zum Zeitpunkt der Unterbrechung der Saison klar sein, dass es äußerst schwierig sein wird, unsere ausländischen Spieler der letzten Saison zu halten. Selbst ohne Corona muss man sich eingestehen, dass der Marktwert von Hawkins, Morgan und Co. so gestiegen ist, dass wir in diesen Bereichen nicht mehr mitbieten können. Bei DeWayne sah es lange so aus, als würde er seine Ausstiegsoption nicht ziehen, doch am Ende waren die Verlockungen aus dem Süden Europas leider zu groß. Letztlich kann man sagen, dass die Türen definitiv nicht verschlossen sind, für die Jungs der vergangenen Saison, doch dass die Chancen auf eine erneute Verpflichtung dort sehr gering sind. Was bleibt, ist eine sensationelle Saison, die uns allen lange in Erinnerung bleiben wird – nicht wegen Corona, sondern wegen einer Mannschaft mit einem ganz besonderem Charakter, die uns allen viel Freude bereitet hat.

Das Trainer-Duo hat verlängert. Was können wir in der nächsten Spielzeit für einen Merlins-Basketball erwarten?

Ingo Enskat: Grundsätzlich freue ich mich, dass Tuomas und Joonas als Coaches den Weg mit jungen, hungrigen Spielern weiter im Fokus sehen. Athletisch, schnell und stark im Zusammenspiel – mit den richtigen Puzzleteilen können wir uns durchaus wieder auf einen attraktiven Basketball freuen.

Nun stehen schon Neuzugänge fest. Siehst du sie auf einem Niveau mit beispielsweise DeWayne Russell oder Jeremy Morgan?

Ingo Enskat: Ich möchte Euch alle bitten, wirklich nicht jeden Spieler mit seinem Vorgänger zu vergleichen. Wie ich schon zuletzt sagte: Wir verpflichten einen Spieler nicht als „Nachfolger von“, sondern weil er seine eigenen Stärken und seinen eigenen Charakter hat, in dem wir etwas sehen. Gebt ihm also die Chance, Euch für ihn zu begeistern, ohne dass immer andere Namen in seinem Hintergrund stehen.

Mit welcher Erwartungshaltung und Zielsetzung gehst du in die neue Saison, auch rückblickend auf die magische vergangene Spielzeit?

Ingo Enskat: Das war ein besonderes Jahr und Ihr wisst selbst, wie schwierig es ist, für uns als kleinen Club solch einen Erfolg zu wiederholen. Auch nächstes Jahr heißt es für uns: Eine erfolgreiche Saison ist eine, in der wir im folgenden Jahr wieder BBL spielen. Also erstes Ziel Klassenerhalt. Das heißt nicht, dass wir nicht ambitioniert sind und ich kann Euch garantieren, dass jeder von den Coaches, über das Office, bis hin in die Jugendabteilung Blut geleckt hat… aber ich wünsche mir, dass wir eben auch realistisch bleiben und jeden Sieg so feiern, als wäre er etwas ganz Besonderes; denn genau das ist er.

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