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Blut, Berserker und Big Shot

Zum neunten Mal steigt ein Weihnachtsspiel der Crailsheim Merlins in der Arena Hohenlohe in Ilshofen. Bislang sind die Zauberer in diesen besonderen Partien noch ungeschlagen. Wir haben ins Archiv geblickt und die einzelnen Begegnungen genauer betrachtet – von der Pro B bis jetzt in die Bundesliga:

2006

Das erste Weihnachtsspiel wird auf ewig mit einem Namen und einem Moment im Gedächtnis bleiben: dem Big Shot von Willie Young. Der Mann, der die Merlins dieses Jahr als Trainer von der Pro A in die Bundesliga führte und Mitte November von seinen Aufgaben entbunden wurde. Wenige Sekunden vor Spielende waren die Kirchheim Knights mit 67:65 in Führung gegangen. Alles roch nach einer Crailsheimer Niederlage. Doch der damalige, 2008 gestorbene Coach Arne Alig vertraute seinem Scharfschützen.

„Als Willie den Ball in den Händen hatte, wusste ich, dass es noch klappt. Das war genauso, wie wir es in der letzten Auszeit besprochen hatten“, gab er damals nach dem Spiel zu Protokoll. Center Karim Aw hatte Young den Weg freigesperrt, und dieser versenkte den Dreier zum 68:67-Sieg. So knapp war es in einem Weihnachtsspiel nie wieder. Young war mit 23 Punkten auch Topscorer der Partie. „Als der Ball meine Hand verließ, wusste ich, dass es klappt“, sagte „Will the Chill“.

3500 Zuschauer ließen sich das Spektakel damals nicht entgehen. „Wir hätten etwa 5000 Karten verkaufen können“, erklärte Basketball-Abteilungsleiter Sebastian Klunker damals. Die Arena Hohenlohe habe sich als Basketball-Dome „voll bewährt“, fand Manager Martin Romig. Bis dahin war dieses Spiel „das größte Fass, das wir in unserer Geschichte aufgemacht haben. Es war ein Traum, in der Arena Hohenlohe zu spielen“, so der „Präse“ weiter.

2007

Erneut ging es gegen die Kirchheim Knights, den damaligen Tabellenführer der Pro B. Mit einer „mannschaftlich brutal geschlossenen Leistung“, so Trainer Arne Alig, triumphierten die Merlins mit 97:87. Greg Miller war mit 30 Punkten bester Korbjäger, netzte sechs von zehn Dreierversuchen ein. „Er war überragend und hat uns heute regelrecht erschossen“, sagte der sportliche Leiter der Gäste. Unterstützung bekam Miller von Sean Brooks, der kurz zuvor neu verpflichtet worden war. „Das Biest“ räumte unter den Körben auf, kam auf 22 Zähler und elf Rebounds. Kein Wunder, dass er schnell zum Publikumsliebling avancierte. Hallensprecher Danny „Pimp“ Jüngling wurde von der Hallendecke abgeseilt – und wurde dabei kurzzeitig ohnmächtig. Er moderierte aber tapfer weiter.

2008

Die Merlins besiegten Osnabrück klar mit 92:82. Ed Williams erzielte 24 Zähler. Die spektakulärste Szene lieferte aber Oldie Karim Aw. Der über 40-Jährige schloss einen Schnellangriff „wie ein junger Gott“ ab, freute sich Trainer Ingo Enskat. Sebastian Kling musste am Tag vor seinem 24. Geburtstag ins Krankenhaus. Eine Platzwunde an der Lippe wurde mit einigen Stichen genäht. Am Ende der Saison 2008/09 steigt Crailsheim als Meister in die Pro A auf.

2009

Wieder war Osnabrück der Gegner im Weihnachtsspiel. Dieses Mal stand die Partie auf Messers Schneide. Die Merlins holten im letzten Viertel einen Zehn-Punkte-Rückstand auf. Jejuan Plair ackerte in der Offensive und in der Defensive wie ein Berserker, kam auf 25 Zähler, versenkte wie John Cadmus vier wichtige Dreier.  Gästeakteur Steve Wachalski hatte 31 Punkte zu Buche stehen. Er gastiert nächste Woche mit den Telekom Baskets Bonn in Ilshofen zum Silvesterspiel. 

2010

89:70 fegten die Crailsheimer Basketballer den USC Heidelberg aus der Halle. 52:51 hieß es nach dem dritten Viertel. Im Schlussabschnitt funktionierte bei den Merlins dann alles. Rob Ferguson traf vier von fünf Dreierversuchen, Femi Oladipo ergatterte insgesamt 19 Punkte. Trainer Ingo Enskat bekam Nasenbluten, trainierte das Team mit 39 Grad Fieber von der Seitenlinie aus.

2011

Pro-A-Aufsteiger BG Leitershofen/Stadtbergen hielt bei der 93:101-Niederlage lange Zeit gut mit. Darryl Webb haute 28 Punkte durch die Reuse, Mark Hill 21 und Jared Stohl 18. Letzerer kam auf diese Ausbeute mit sechs Dreiern, drei davon binnen kürzester Zeit im finalen Viertel. 

2012

Wieder war ein Aufsteiger zu Gast. Und diesem wurde der Hintern ordentlich versohlt. Mit 101:78 wurde der USC Leipzig auf die Heimreise geschickt. Jonathan Moore kam in seinem ersten Weihnachtsspiel für die Crailsheim Merlins auf 23 Punkte und zwölf Rebounds. Er und seine Kollegen Stevie Johnson (neun Punkte) und Josten Crow (acht) sind heute noch bei den Merlins. Michael Rose zeigte sich von der Dreierlinie treffsicher (fünf Dreier). Der Sieg war auch dringend nötig: Die Merlins waren nach 14 Spielen Vorletzter in der Pro-A-Tabelle.

2013

Erneut avancierte Jonathan Moore zum Topscorer des Weihnachtsspiels. Beim 88:76 gegen Kirchheim erzielten er und Carlos Medlock je 20 Zähler. Stevie Johnson, Josten Crow und Andreas Kronhardt – auch er ist heute noch für die Merlins am Ball – kommen auf  14, sieben und sechs Punkte. Schon nach dem dritten Viertel betrug die Führung der Merlins 20 Zähler. Am Ende der Saison stiegen die Merlins in die erste Bundesliga auf.

2014

Das erste Weihnachtsspiel in der Bundesliga steht an. Zu Gast ist der Siebtplatzierte, der Mitteldeutsche BC aus Weißenfels, der 2012 nach einem 3:1 in der Play-off-Halbfinal-Serie gegen die Merlins von der Pro A in die erste Liga aufstieg. Silvano Poropat, schon damals im Amt, wurde nach der vergangenen Saison zum BBL-Trainer des Jahres 2014 gekürt – noch vor Sasa Obradovic (Alba Berlin) und Svetislav Pesic (FC Bayern München). Hält die Siegesserie der Merlins bei Weihnachtsspielen in der Arena Hohenlohe?

Text: Joachim Mayershofer / Hohenloher Tagblatt

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