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Wendung bei Ford – Vertrag mit Špan aufgelöst

Wir befinden uns in einer „verrückten“ Zeit. Wie geht es dir im Moment?

Romig: Ich hatte in meinen 34 Jahren Merlins schon einfachere Zeiten, jedoch versuchen wir die Dinge so anzunehmen wie sie kommen. Das stellt sich aber nicht immer so einfach dar, da jeder Tag etwas Neues mit sich bringt. Insbesondere fehlen mir die emotionalen Momente in der Arena, die jubelnden oder auch frustrierten Zuschauerreaktionen, die spielenden Kinder und Jugendlichen in der Halle die mit vollem Stolz über ihre Vorbilder wie z.B. Herrera sprechen. Im Endeffekt sind es viele kleine Dinge die im Gesamtbild fehlen, wir wollen dennoch das bestmögliche aus dieser Zeit machen.

In den letzten Wochen haben sowohl die Fans als auch Sponsoren enorme Solidarität gezeigt und sich zum Verein bekannt. Wie stolz macht dich das?

Romig: Unfassbar stolz. Ich kenne so viele die schon seit über 20 Jahren dabei sind und uns von der Bezirksliga bis in die Bundesliga begleitet haben. Das erzeugt Gänsehaut und dieses Gemeinschaftsgefühl was wir unbedingt brauchen um als kleiner Standort überleben zu können. Diesen Merlins-Gen gibt es und macht uns so unfassbar stark!

Gefühlt ändern sich die Umstände täglich. Wie schwer fällt da die Planungssicherheit und was heißt das für den gesamten Verein?

Romig: Wir bekommen täglich neue Informationen von verschiedenen Stellen, welche unsere Planungen selbstverständlich tangieren. Wichtig wird es sein, die Corona-Phase mit allen Fans und Sponsoren gemeinsam zu überbrücken. Wenn wir das schaffen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir als Verein gestärkt aus dieser Situation herauskommen werden.

Crailsheim zählt zu den zehn Vereinen, die sich für eine Fortführung der Saison entschieden haben. Was waren die hauptsächlichen Beweggründe für diese Entscheidung?

Romig: Hier geht es nicht um eine Entscheidung von Crailsheim oder Gießen. Hier geht es um das große Ganze. Den Basketball und das Überleben der BBL. In allen AG-Tagungen der easyCredit BBL war das von allen Vereinen das übergeordnete Ziel. Wir müssen gemeinsam schauen, mögliche Regressansprüche der BBL und der Vereine zu minimieren und gleichzeitig nicht für eine längere Zeit vom Sportradar zu verschwinden. Wir haben mit allen Spielern eine Vertragsbindung bis mindestens 30.06.2020. Daher haben wir uns als Standort dazu entschlossen, an einem Turnier teilzunehmen.

Du sprichst es an. Wie sehen genau die Vertragsgrundlagen der Spieler aus?

Romig: Wir haben mit allen Spielern laufende Verträge bis mindestens 30.06.2020. Der Vertrag mit Aaron Jones wurde aufgrund der Corona-Situation einvernehmlich Mitte März aufgelöst. Daher haben wir alle Spieler unter Vertrag und müssen die Verträge nicht wie bei anderen Vereinen verlängern und mehr Geld ausgeben.

Am Montag wurde mitgeteilt, dass die Spieler Jan Špan und Quincy Ford dem Verein nicht mehr zur Verfügung stehen. Was kann man sich darunter vorstellen und wie ist es dazu gekommen?

Romig: Der Agent der beiden kam letzte Woche auf uns zu und hat gesagt, dass beide aufgrund der derzeitigen Situation sich nicht bereit fühlen um am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen zu können. Dies wurde uns seitens Agent am Freitag nochmal ausdrücklich bestätigt und mitgeteilt, dass die laufenden Verträge bis zum 30.06.2020 zum 08.05.2020 einvernehmlich aufgelöst werden. Diese Information hat uns sehr getroffen. Keine Frage, in dieser Corona Zeit ist vieles anders und man muss für jede Situation Verständnis haben. Das haben wir bei Jones auch gehabt, als er im März fair auf uns zukam und seine Sachlage erklärt hat und um Auflösung seines Vertrages gebeten hat. Aber nach fast zwei Monaten dann zu sagen, Basketball spielen will ich nicht mehr und zeitgleich aber das Geld der letzten Wochen einkassieren, passt irgendwie nicht. Das hat, wie man hier so schön sagen würde, ein „Geschmäckle“. Aber immerhin hat sich bei Quincy am Montag die Windrichtung etwas gedreht.

Das heißt, bei Quincy Ford hat sich die Sachlage wieder gewendet?

Romig: Quincy kam am Montag auf uns zu und hat uns mitgeteilt, dass er sich viele Gedanken darüber gemacht hat und nun gerne doch spielen würde. Es kam für uns auch mehr als überraschend, aber was ist in diesen Zeiten schon normal.

Aber bei Jan Špan ist sicher, dass er nicht bei dem Finalturnier teilnehmen wird?

Romig: Richtig, der Vertrag mit Jan wurde zum 08.05.2020 aufgelöst.

Was hat Špan zu dieser Entscheidung bewogen? Immerhin lässt er seine Mitspieler im gewissen Sinn im „Stich“?

Romig: Gute Frage, Gründe gibt es bestimmt viele. Angst vor einer Verletzung, Angst vor Corona, Sorge um die Familie,… . Was am Schluss der tatsächliche Grund ist kann nur Jan selber sagen. Für uns ist die Art und Weise unter dem Strich ausschlaggebend und sehr enttäuschend.

Wie sehr enttäuscht dich das Verhalten von Špan? Hast du eine solche Entscheidung und ein solches Verhalten von ihm erwartet?

Romig: Ich glaube, es ist schwer in diesen Zeiten von normalen Verhalten zu sprechen. Aber wir sind mit allen Spielern mehr als fair umgegangen. Wir halten unsere Verträge ein, das gleiche wünscht man sich natürlich auch von den Spielern. Ich denke, das sind sie dem Verein und auch allen Fans schuldig. Leider hat in dieser Zeit wohl nicht jeder das gleiche solidarische Verhalten. ABER wir haben unfassbare Fans und Sponsoren im Rücken und sprechen jetzt über einen Spieler der nicht mitzieht. Sowas gibt es immer im Leben. Tuomas und Joonas konzentrieren sich auf die Spieler die hier sind und da haben wir mit den beiden Neuzugängen ein geiles Team, das auch was bewegen will!

Du sprichst es an die HAKRO Merlins haben sofort reagiert und mit Brembly und Ogunsipe zwei neue Spieler geholt. Wie sieht die Regelung zur Verpflichtung von neuen Spielern aus?

Romig: Jeder der teilnehmenden Vereine bekommt zwei Lizenzen für Neuverpflichtungen. Zudem dürfen alle Spieler, mit denen die Verträge aufgrund der Corona-Situation aufgelöst wurden, zurückgeholt werden. In unserem Fall ist das uns mit Jones nicht gelungen. Aaron will in dieser schwierigen Zeit einfach bei seiner Familie sein, wofür wir absolutes Verständnis haben und er unsere vollste Unterstützung hat.

Haben die Neu-Verpflichtungen eine Auswirkung auf die wirtschaftlichen Herausforderungen des Vereins?

Romig: Ja! Aber positive, wir sparen durch die Vertragsauflösungen mit Jones und Špan Geld ein. Einen Teil davon setzen wir für die beiden Neuverpflichtungen Brembly und Ogunsipe ein, mit dem anderen Teil wollen wir den wegbrechenden Umsatz der fehlenden Heimspiele zum Teil auffangen. Wir sehen das auch als Investition in die Zukunft des Basketballs.

Es könnte auch kritische Stimmen geben, die sich negativ über die Verpflichtungen der neuen Spieler äußern. Was kannst du denen entgegensetzen?

Romig: Die Gegenstimmen, dass viele Vereine sich jetzt ein neues Team zusammenstellen können, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Jedem Verein stehen ja grundsätzlich sowieso vier Nachverpflichtungen bis Ende März zu. Wir hatten mit Stuckey in der laufenden Saison ja nur eine Lizenz dafür benötigt. Daher ist es aus Merlins Sicht völlig legitim, um eine dementsprechende Qualität beim Turnier an den Start zu bringen. Wir haben mit den beiden Neuverpflichtungen so die Abgänge von Jones und Špan abgefangen und werden eine konkurrenzfähige Mannschaft an den Start bringen. Man kann sich gerne darüber aufregen, aber auch hier bin ich wieder bei dem Motto ‚was ist in dieser Zeit schon normal?‘

Auch Spieler der Merlins haben sich unter anderem in den sozialen Netzwerken kritisch geäußert. Kannst du die Situation der Spieler nachvollziehen?

Romig: Klar, wir haben hier Spieler aus Amerika in Crailsheim, die aufgrund der Sprachbarriere nicht einfach mal den TV oder das Radio einschalten oder eine Zeitung lesen können. Die einzigen Informationen, die die Spieler außerhalb von uns bekommen, sind die aus der Heimat und die sind vermutlich nicht immer erfreulich. Ob ein Spieler sich jetzt online dazu äußert oder nicht, können wir nicht beeinflussen. Das ist sowieso ein ganz anderes Problem in der heutigen Zeit. Mir ist es wichtig, was ein Spieler zu uns sagt und das dann dementsprechend auch einhält.

Zum Abschluss noch: wie hoch siehst du die Wahrscheinlichkeit für das Stattfinden des Finalturniers?

Romig: Grundsätzlich liegt die Entscheidung bei den zuständigen Behörden. Diese werden das Hygienekonzept gründlich prüfen und dann eine entsprechende Entscheidung fällen. Das der Fußball das „Go“ erhalten hat, hilft dem Basketball natürlich. Selbstverständlich werden wir jede Entscheidung zum Gemeinwohl aller akzeptieren. Wir haben jetzt alle uns verfügbaren Hebel in Bewegung gesetzt und die Grundlage für einen hoffentlich positiven Saisonabschluss unserer magischen Spielzeit gelegt.

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